Karl Eduard Ferdinand Blechen (Cottbus 1798 – 1840 Berlin)
Grotte am Golf von Neapel, um 1830
Öl auf Eichenholz | 37,5 x 29,0 cm | Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln
Erlagen die Mittel- und Nordeuropäer nicht immer schon der Magie des südlichen Lichts, in dem die Küsten Italiens wie Sehnsuchtsorte erster Güte erstrahlten? Im 18. und 19. Jahrhundert waren es noch vorwiegend junge Adlige und Künstler, die dieser Sehnsucht folgten und die atemberaubenden Landschaften auf den Spuren der spektakulären Überreste antiker Kultur bereisten, bewunderten und darzustellen versuchten.
Unter ihnen war auch der Maler Karl Eduard Ferdinand Blechen, der 1828/29 den lang gehegten Wunsch einer Italienreise verwirklichen konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt vor allem durch Caspar David Friedrich (Greifswald 1774 – 1840 Dreden) und Johan Christian Clausen Dahl (Bergen 1788 – 1857 Dresden) beeinflußt, verhalf ihm sein Italienaufenthalt zu einer lichtdurchfluteten Malerei von vorimpressionistischer Leichtigkeit. Von Mai bis Juli 1829 hielt Blechen sich in Neapel und Umgebung auf, wo er die Anregung für dieses Gemälde, der Grotte am Golf von Neapel erhielt – ein eindrückliches Beispiel für seine neuartige Malweise.
Nahezu unbeweglich verharrt die Natur in der nachmittäglichen Hitze. Die Zeit scheint stillzustehen und zwei kluge Mönche tun es ihr gleich. Sie haben sich in den Schatten einer hohen Grotte zurückgezogen, wo sie die heißeste Stunde des Tages im Gespräch versunken vorüberziehen lassen. Aus der Tiefe der Grotte geht der Blick hinaus aufs offene Meer, auf den Golf von Neapel. Wie feine Gaze spannt sich der Dunst über den Himmel, dessen zartes Grau sich am Horizont mit dem matten Blau des Meeres zu einer Wolke verdichtet.
Für eine solche Aussicht sind auch heute noch Abertausende bereit, die beschwerliche Alpenquerung in Kauf zu nehmen. Ja, der Sommer und damit der Urlaub ist nah. Zeit, sich auf den Weg zu machen. Zwar nicht mehr zu Fuß, wie Josef von Eichendorffs Taugenichts oder der Dichter Gottfried Seume (Poserna, Kursachsen 1763 – 1810 Teplitz, Böhmen) auf seinem Weg nach Syrakus, sondern eher wie Johann Wolfgang von Goethe (Frankfurt/Main 1749 – 1832 Weimar): in der Karosse. Die ist heute zwar voll klimatisiert und automatisch navigiert, doch dafür dehnt das demokratischste aller Hindernisse – der Stau – den Geduldsfaden eines jeden Italien-Reisenden bisweilen bis zum Zerreißen.
Doch wir tragen es mit Fassung und werden reichlich belohnt, denn die schönsten Wochen des Jahres stehen bevor. Gepackt vom Reise-Fieber lassen wir den Alltag hinter uns, machen mal all das, wofür sonst die Zeit fehlt, kurzum: paradiesisch soll es werden. Und für viele von uns Tedeschi liegt dieses Paradies eben immer noch südlich der Alpen: in Bella Italia. Garantiert gutes Wetter, phantastisches Essen, herrliche Landschaften und eine unüberschaubare Fülle an Sehenswürdigkeiten.
Doch was noch wichtiger ist: Italien steht für eine Lebensart, die natürlich viel mehr ist, als die Summe aller Klischees. Mögen sich doch manche Europäer auf die Sensucht nach dieser Lebensart besinnen und auf den Willen zu leben, sogar auf la santa voglia di vivere. Daher noch ein Anspieltipp: https://www.youtube.com/watch?v=F0JalyUc7qs
In diesem Sinne: Buon viaggio!
Olaf Mextorf
* Spliff – Carbonara: https://www.youtube.com/watch?v=A1cMbolFc-A