Welche künstlerischen Gestaltungen könnten weiter auseinanderliegen als das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch (1878-1935) und der Röhrende Hirsch in Essig und Öl, wie er zigtausendfach durchs deutsche Wohnzimmer dröhnt. Nun sollte man – die Forschungslage lädt dazu ein – den Hirschen nicht allzu schnell in eine Ecke stellen, besonders wenn man bedenkt, dass Malewitsch sein Schwarzes Quadrat ja tatsächlich absichtsvoll in ebenjene hängte. Denn hier, im Herrgottswinkel, übernimmt das Schwarze Quadrat die Funktion der Ikone, wird heilig und findet in seiner Unfassbarkeit eine spitituelle Tiefe jenseits jeder Gegenständlichkeit …
Wir ahnen es: Die Sache ist eben nicht so einfach und der Skandal, den Malewitsch 1915 entfachte, will ausgeleuchtet werden.
Und genau darum soll es in dieser Kategorie mit dem Titel Die Quadratur des Hirschen gehen: Den künstlerischen Dingen auf den Grund zu gehen. Mal ein wenig tiefer und, wo nützlich, wissenschaftlich grundiert, mal assoziativ-bildhaft und immer auch gerne humorvoll – so lässt sich der Hirsch dann vielleicht doch quadrieren…
Ist die Quadratur des Kreises ein klassisches Problem der Geometrie, so wird sich die Quadratur des Hirschen als eines der Kunstbetrachtung zu erkennen geben, das den Hang der moderne Kunst zur Offenheit ausnutzt und sich Spielräume herausnimmt.
In diesem Sinne: Es lebe die Lust an der Erkenntnis.
Olaf Mextorf